Bewerbung und Karriere

Erfolg im Beruf – was bedeutet das eigentlich?


Frau mit Brille steht vor Team in Büro.

Woran würdest du Erfolg messen? Und beschreibst du dich selbst als erfolgreich? Mit solchen Fragen kannst du im Freundeskreis sicher eine bewegte Diskussion auslösen oder auch allein ins Grübeln verfallen. Beim Thema beruflicher Erfolg geht es auch um Werte und oftmals um Vergleiche. Eins ist sicher: Frage fünf Freund:innen und du erhältst mit Sicherheit mindestens fünf Definitionen für Erfolg. Grund genug, der Frage in diesem Beitrag einmal nachzugehen.

Wer entscheidet, was Erfolg ist?

Aus der Schule sind wir an das Bewertungssystem der Noten gewöhnt, in Ausbildung und Studium setzt es sich fort. In Prüfungen gute Leistungen zu erbringen, deutet also auf Erfolg hin. Mit einem guten Schulzeugnis lässt sich ein begehrter Studienplatz oder eine Ausbildung in einem interessanten Betrieb ergattern. Auch dort wird Erfolg nach einem allgemeinen Schema bemessen und so geht es für die meisten weiter in den ersten richtigen Job, eine Festanstellung mit eigenem Gehalt. Zweifellos für viele von uns unser erster beruflicher Erfolg. Schön, wenn das alles so klappt und der Schritt in die finanzielle Eigenständigkeit geschafft ist.

Wer nun fleißig arbeitet, wird befördert, bekommt mehr Verantwortung, steigt in der Firmenhierarchie auf und verdient über die Jahre stetig mehr. So die einfache Erfolgsgeschichte einer sogenannten linearen Karriere. Die imaginäre Linie verläuft von unten nach oben: vom Azubi oder Junior zur Führungskraft, weiter ins Management, vielleicht sogar bis zum Vorstand oder in die Selbstständigkeit. Du ahnst es bereits – diese vereinfachte „Erfolgsgeschichte“ passt längst nicht für uns alle. Zu verschieden sind unsere Lebensgeschichten, Talente und äußeren Bedingungen. Erfolg lässt sich – abseits vom Notensystem – auch ganz anders definieren.

Erfolg muss nicht an Leistung geknüpft sein.

Eine Frau mit Hund arbeitet an ihrem Laptop.

Weniger gute Abschlussnoten oder eine abgebrochene Ausbildung bedeuten schließlich nicht automatisch berufliche Erfolglosigkeit. Im Gegenteil – das Sprichwort „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“ lässt sich auch auf die Karriere anwenden. Ortskenntnis bezieht sich in diesem Fall auf uns selbst: Festzustellen, dass ein Ausbildungsweg gar nicht zu einem passt und den Mut haben, ihn zu beenden, kann eine Chance sein.

Sich zu hinterfragen, Alternativen abzuwägen, die kritischen Fragen der Eltern oder Freund:innen zu kontern – all das stärkt die eigene Entscheidungskraft und Selbsterkenntnis. Fähigkeiten, die im Berufsleben genauso nützlich sind, wie prüfbare Fachkenntnis. Und führt der Umweg schließlich auf ein neues Ziel zu, eine Umschulung oder Ausbildung in einer anderen Sparte, die so viel besser passt und sogar Spaß macht, kann das Erfolgsgefühl beflügeln.

Erfolg ist Typsache.

Laut Duden ist die Bedeutung von Erfolg „das positive Ergebnis einer Bemühung; das Eintreten einer beabsichtigten Wirkung“. Sich anstrengen, um ein Ziel zu erreichen – das Gefühl kennst du sicher. Aber Menschen sind unterschiedlich: Während die einen im Beruf produktiv und zufrieden sind, wenn alles so bleibt, wie es ist, suchen die anderen immer wieder nach Herausforderungen und brauche stetig neue Ziele, um Erfolge aneinander zu reihen.

Erfolg ist also auch Typsache oder hat einen verschieden großen Wert für jede und jeden. Wer keine Führungsposition anstrebt, im Rampenlicht steht oder für seine Leistungen Preise gewinnt, kann auf andere Art erfolgreich sein. Eine defekte Anlage durch geduldige Fehlersuche und geschickte Reparatur wieder in Betrieb zu nehmen oder eine Patient:in hingebungsvoll gesundzupflegen – es gibt unendliche Gelegenheiten für persönliche Erfolge.

Tipp: Erfolge zu vergleichen, funktioniert meist nicht. Du findest immer jemanden, der gefühlt mehr davon hat als du (oder weniger) – das sagt aber nichts über dich aus. Menschen und Lebensgeschichten sind unterschiedlich. Finde deine persönliche Erfolgsdefinition.

Beruflicher Erfolg verändert sich.

Der Stellenwert von Erfolg wandelt sich im Laufe eines Lebens. Das erste eigene Geld, eine Beförderung oder der Schritt in die Selbstständigkeit kann ein echtes Highlight sein. Genauso gut kann es sich aber auch anfühlen, anstatt sich vom „Höher, besser, mehr“ antreiben zu lassen, die Work-Life-Balance abzuwägen und von Vollzeit auf Teilzeit zu gehen. Oder als alleinerziehendes Elternteil einen Job zu finden, der zum Leben passt. Sogar einen ungeliebten Job zu beenden, beispielsweise weil er die Gesundheit belastet, kann ein großer persönlicher Erfolg sein oder den Weg dafür freimachen. 

Hinzu kommt, dass auch die Arbeitswelt sich heute so schnell verändert, dass wir unseren Erfolgskompass immer wieder neu ausrichten müssen. Die Digitalisierung fordert von uns Anpassungsfähigkeit und Lernbereitschaft. Der Stoff der mit „sehr gut“ bestandenen Prüfung von vor fünf Jahren kann morgen schon überholt sein. Gleichzeitig kann das Extra an Lebenserfahrung aus dieser Zeit dir wiederum berufliche Erfolge ermöglichen.

Matthias Sandlos arbeitet im Marketing der WBS TRAINING und definiert Erfolg heute so: 

Für mich bedeutet Erfolg, dass ich endlich meinen Beruf gefunden habe und Teilzeit arbeite, es macht mir total Spaß. Ich habe nach der Schule eine Ausbildung gemacht und in einem Job gearbeitet, der sich einfach falsch anfühlte. Jeden Tag spielte ich eine Rolle, die überhaupt nicht zu mir passte und der Arbeitstag zog sich wie ein Gummiband. Jetzt arbeite ich in einem Beruf, der zu meinen Werten passt, in dem es super wertschätzend im Team zugeht, und bei dem ich abends den Computer ausschalte und mich freue, etwas Kreatives und Sinnvolles gemacht zu haben. Das bedeutet Erfolg für mich.

Braucht Erfolg Sinn?

Die Zeit der Pandemie war für die meisten Menschen mit Innehalten und Reflektieren verbunden. Für viele haben sich Arbeitsbedingungen drastisch geändert, manche haben Jobs verloren, andere viel mehr gearbeitet als sonst. Auf jeden Fall ein Anlass, die eigenen Arbeitsbiografie kritisch zu betrachten und mit Fragen wie „Warum mache ich das eigentlich, wo wird mich das hinführen?“ Änderungen auf den Weg zu bringen. Auch Menschen, die auf eine vermeintlich erfolgreiche Karriere blicken, können immer wieder auf der Suche sein.
 
Bekanntes Beispiel für die Sinnsuche und Bereitschaft zur Veränderung ist der frühere TV-Moderator Tobias Schlegl. Er beendete 2016 seine durchaus erfolgreiche Fernsehkarriere, um als Notfallsanitäter zu arbeiten. Menschenleben retten anstatt Vorabendunterhaltung – ein drastischer Schritt, aber auch eine Inspiration für alle, die mit ihrem Job hadern und sich fragen, ob es noch andere Möglichkeiten gibt.

Auch das nächste Beispiel zeigt, wie sich die Definition für Erfolg im Laufe eines Lebens immer wieder ändern kann.

Sebastian Pohl, Trainer bei der WBS TRAINING für Nachhaltigkeit und Menschenrechte, stellt fest: 

In meinen Kursen sind teilweise hochqualifizierte Teilnehmende, die lange im Beruf waren und in Top-Positionen gearbeitet haben. Sie wünschen sich aber einen Sinn in ihrer Arbeit, möchten etwas Positives in der Welt bewirken. Deshalb entscheiden sie sich für eine Weiterbildung im Bereich Nachhaltigkeit.

Fazit: Was Erfolg ist, entscheidest du.

Zurück zur Anfangsfrage: Vielleicht denkst du jetzt anders darüber nach, ob du dich als erfolgreich bezeichnen würdest. Vergiss nicht: Niemand außer dir vermag zu entscheiden, was dein Erfolg ist. Und selbst wenn du gerade das Gefühl hast, auf der Suche zu sein und damit weit weg von Erfolgserlebnissen, lasse dich nicht durch Vergleiche oder Kommentare von außen entmutigen.

Solche Phasen gehören in jede Arbeitsbiografie und sind meistens die Vorboten für Neues. Nutze sie, um herauszufinden, was zu dir passt, was du gut kannst, gern machst und wie du dich möglicherweise beruflich verändern kannst. Sammle Information, lasse dich beraten und inspirieren – wenn du einen Beruf findest, der dich erfüllt und den du wirklich magst, kommt der Erfolg ohnehin von allein.