Arbeitslosigkeit

Mache dein Ding – auch ohne Hochschulabschluss.


Mann sitzt im Büro im Gespräch mit einer weiteren Person.

Du bist auf Jobsuche und machst dir Gedanken, weil du keinen Hochschulabschluss hast? Sei beruhigt: Es gibt derzeit sehr viele offene Stellen, bei denen ein Studium gar keine Rolle spielt. Das Stellenangebot für Fachkräfte ohne akademischen Abschluss ist im zweiten Halbjahr 2022 um 41 gestiegen. Woher wir das so genau wissen? Aus unserem WBS JobReport 2/2022. Was dahintersteckt und wieso du selbst mit einer abgebrochenen Ausbildung gute Chancen auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt hast, liest du hier.

5,7 Millionen freie Stellen über alle Branchen.

Für unserem Jobreport nehmen wir den Arbeitsmarkt in Deutschland zweimal im Jahr ganz genau unter die Lupe: Wir durchforsten etwa 300 Jobbörsen und ca. 100.000 Firmenwebsites in Deutschland. Die Auswertung dieser Daten zeigt uns, welche Jobs besonders gesucht werden und wo die Nachfrage nach Fachkräften steigt.

Du ahnst es bereits: Sie steigt derzeit in allen Branchen! Im zweiten Halbjahr 2022 waren mit über 5,7 Millionen Stellenausschreibungen insgesamt 21 mehr Jobs zu vergeben als im Vorjahreszeitraum. In manchen Branchen stieg die Nachfrage sogar sehr deutlich, zum Beispiel in der Logistik, in anderen etwas verhaltener, wie im Bereich Marketing und PR. Aber auch Marketingfirmen brauchen mehr Personal als noch in 2021. Der Arbeitsmarkt ist aktuell so vielseitig wie selten und steht Menschen mit allen Qualifikationen offen, man spricht deshalb von einem Arbeitnehmer:innenmarkt.

Das bedeutet: Willst du arbeiten und bist dazu in der Lage, bietest du ein gesuchtes Angebot auf diesem Markt, und zwar unabhängig von deinem Ausbildungsstand. 465.000 Unternehmen in ganz Deutschland suchten im 2. Halbjahr 2022 Arbeitskräfte und wir gehen davon aus, dass diese Zahlen auch heute noch aktuell sind.

Starke Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften.

Ja, richtig gelesen: Nicht Akademiker:innen werden am stärksten gesucht, sondern die Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften stieg in 2022 um 41 – dies ist die größte Steigerung im Ranking der Qualifikationen. An zweiter Stelle stehen Fachkräfte, die eine Berufsausbildung oder mehrjährige Berufserfahrung haben und gewerbliche Fachkräfte, also Mitarbeitende in Produktion und Handwerk – jeweils über 23 stieg hier die Nachfrage. Übrigens gilt dieser gesteigerte Bedarf nicht nur für Großstädte oder Ballungszentren, sondern ist in allen Bundesländern zu beobachten. Brandenburg, Bremen und das Saarland verzeichnen dabei den höchsten Nachfrageanstieg.

Die Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften stieg in 2022 um 41.

Quelle: WBS JobReport 2/2022

Logistik und Materialwirtschaft wächst und braucht deine Arbeitskraft.

Eine Frau mit Hörschutz und Helm steht in einem Lager und tippt auf ihrem Smartphone.

Betrachten wir den Nachfrageanstieg nach Branchen, so steht die Logistikbranche, die in unserer Erhebung Transport, Verkehr und Lagerwirtschaft einschließt, an erster Stelle. Hier wurden zuletzt über 36 mehr Stellen ausgeschrieben. Im Bereich Einkauf und Materialwirtschaft stieg die Nachfrage um knapp 32. In beiden Branchen kannst du auch als ungelernte Kraft sofort einsteigen. Bist du allerdings noch auf Jobsuche und beziehst Arbeitslosengeld oder Bürgergeld, überlege doch mal, ob du deine Chance auf Weiterbildung noch nutzen möchtest.

Sei es, dass du dich mit einem Führerschein für Gabelstapler, Triebwagen bei der Bahn oder LKW qualifizierst, oder dass du deine IT-Kenntnisse vor dem Wiedereinstieg noch auf den neusten Stand bringst. Gerade in der Logistik und im Einkauf sorgt die Digitalisierung stetig für Veränderung und mit einem Kurs für PC-Grundlagen oder sogar einem SAP®-Zertifikat ist der Schritt von der ungelernten Kraft zur Fachkraft innerhalb weniger Monate gemacht – und das bei voller Kostenübernahme durch das Jobcenter.

Finanzen, technische Berufe und Pflege bieten gute Einstiegschancen.

Bist du ein Zahlencrack, hast gern den Überblick über Kalkulationen, liebst Buchhaltung und fühlst dich in der Welt der Finanzen wohl, sieht es ähnlich gut aus. Das gilt besonders für junge Menschen oder ungelernte Kräfte. So wurden im Finanz- und Rechnungswesen ganze 35 mehr Stellen für Schüler:innen, Studierende und Praktikant:innen ausgeschrieben. Eine deutliche Steigerung zum Vorjahr war dabei im öffentlichen Dienst zu beobachten, dicht gefolgt von Banken und Versicherungen. Auch im Bereich Gesundheit, Medizin und Soziales stieg der Bedarf an ungelernten Arbeitskräften um stolze 80 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, und Ausbildungsplätze gab es 47 mehr. Nur in der Technikbranche wird dieser Wert noch getoppt: 83 mehr ungelernte Kräfte können sich in technischen Berufen auf ein Jobangebot freuen.

Du siehst also: Ganz gleich, ob deine Welt die Tabellenkalkulation am Bildschirm ist, du lieber mit Maschinen und Konstruktion zu tun hast oder ob du darin aufgehst, Menschen ihren Alltag zu erleichtern und sie zu pflegen: Deine Entwicklungsmöglichkeiten in der Arbeitswelt sind vielfältig und du kannst jederzeit den ersten Karriereschritt machen, beispielsweise mit einem Praktikum.

Gleich arbeiten oder vorher Fachwissen holen? Beides geht.

Selbst wenn deine Branche in diesem Beitrag nicht erwähnt wurde, sei dir sicher: Das Jobangebot in Deutschland ist groß und vielseitig. Bist du Typ „Learning by Doing“ und willst am liebsten sofort ein geregeltes Arbeitsleben, stehen die Chancen gut, dass du auch als ungelernte Arbeitskraft einen Job findest, in dem du dich direkt weiterentwickeln kannst. In dem Fall bringt dich vielleicht ein Bewerbungscoaching voran.

Denn auch wenn du keine klassische Berufsausbildung hast, hast du wahrscheinlich Lebenserfahrung gesammelt, die dich ausmacht und die du geschickt präsentieren kannst. Solltest du die Zeit der Jobsuche noch nutzen wollen, um dir eine Portion Fachwissen anzueignen und gewappnet mit neuen Kenntnissen in den Arbeitsmarkt zu starten, informiere dich über Weiterbildungsangebote. Eins ist klar: Der Arbeitsmarkt wartet auf dich.