Arbeitsalltag

Stundenlohn berechnen – warum und wie?


Mann sitzt mit Zettel und Stift und berechnet Stundenlohn.

Der Stundenlohn ist für jeden arbeitenden Menschen eine zentrale Größe, auch wenn nicht jede sich darüber gleich viel Gedanken macht. Nicht alle kennen ihren Stundenlohn; vielleicht fragst du dich gerade, wozu man seinen Stundenlohn berechnen sollte, wenn man doch ein monatliches Festgehalt bekommt? Oder du willst wissen, ob man Stundenlohn eigentlich in netto oder in brutto angibt? Antworten und Rechenbeispiele, um deinen Stundenlohn zu ermitteln, findest du in diesem Beitrag.

Welche Branchen und Berufe arbeiten mit Stundenlohn?

Das Jahresgehalt ist in vielen Berufsfeldern die gängige Methode zur Angabe der Vergütung. Das gilt besonders für Akademiker:innen, Fachkräfte, Manager:innen und Angestellte in traditionellen Bürojobs und generell Berufe, in denen per Festanstellung gearbeitet wird. Wird Gehalt thematisiert, sprechen wir also meist vom Jahresbrutto und setzen dann meist eine Vollzeitstelle mit 40 Wochenstunden voraus. Dennoch gibt es viele Branchen und Arbeitsverhältnisse, in denen der Stundenlohn üblicher ist:

  1. Handwerkliche Berufe: In Branchen wie Bauwesen, Fertigung und Handwerk ist der Stundenlohn üblich, da auch mit Saisonkräften gearbeitet wird, Arbeiter:innen oft auf Stundenbasis bezahlt werden und Überstunden üblich sein können.
  2. Minijobs und Teilzeitjobs: In Jobs mit geringerem Stundenkontingent, wie Minijobs (geringfügige Beschäftigung) oder Teilzeitjobs, wird oft der Stundenlohn angegeben, da diese Arbeitnehmer:innen nicht unbedingt feste Monatsgehälter erhalten.
  3. Arbeitskräfteüberlassung (Leiharbeit): Zeitarbeitsfirmen zahlen ihre Arbeitnehmer:innen häufig auf Stundenbasis, da die Arbeitszeiten und -bedingungen in dieser Branche variabler sind.
  4. Dienstleistungssektor: In einigen Dienstleistungsberufen wie Gastronomie und Hotellerie, Einzelhandel oder Reinigungsdiensten ist der Stundenlohn verbreitet, insbesondere bei Mitarbeitenden mit wechselnden Arbeitszeiten.
  5. Freiberufliche und selbstständige Tätigkeiten: Selbstständige und Freiberufler:innen berechnen oft ihre Dienstleistungen oder Beratungsgebühren auf Stundenbasis.

Wann kann es hilfreich sein, deinen Stundenlohn zu kennen?

Ein fröhlich lachender Mann im Büro, der auf ein Tablet schaut.

Deinen Stundenlohn zu kennen, ist immer dann hilfreich, wenn es um Vergleiche geht.

Ein Beispiel: Die oben erwähnte 40-Stunden-Woche ist längst nicht mehr Standard und bietet keine Vergleichsgröße. Die Arbeitswelt verändert sich und Unternehmen bieten zunehmend flexiblere Arbeitszeitmodelle.

Stelle dir eine einfache Situation vor: Auf einem Branchenevent oder einer Fortbildung triffst du jemanden, die genau den gleichen Job macht wie du. Ihr kommt ins Gespräch, vielleicht über regionale Unterschiede zwischen Stadt und Land, und wollt euer Gehalt abgleichen. Solltet ihr zufällig genau die gleichen Verträge haben, könntet ihr euer jährliches Bruttogehalt nennen. Aber stelle dir vor, dein Gegenüber hat eine Zweidrittel-Stelle und du hast eine volle, hast aber mehr Urlaubstage ... du merkst, es wird schnell kompliziert und schwer zu berechnen. Einfacher und klarer wäre es, wenn ihr euren Stundenlohn abgleicht.

 

In diesen Situationen ist es hilfreich, einen Stundenlohn als Größe zu nutzen:

Jobwechsel.

Du überlegst, deinen Job zu wechseln und willst dein derzeitiges Gehalt vergleichen. Das geht viel besser, wenn du die feste Größe des Stundenlohns zugrunde legst. Dazu kannst du dann die anderen Benefits wie Fahrtkostenzuschuss, Kinderbetreuung, Altersvorsorge oder Ähnliches miteinander vergleichen.

Gehaltsverhandlung.

Du bereitest dich auf ein Bewerbungs- oder Personalgespräch vor und sammelst Argumente für deine Gehaltsverhandlung. Wenn du nach branchenüblichen Gehältern recherchierst, hilft es auch hier, den Stundenlohn zu nutzen.

Überstunden.

Werden dir deine Überstunden bezahlt, so ist es für deine Finanzplanung sehr hilfreich, deinen Stundenlohn zu kennen. So weißt du, wie viel mehr du auf dem Konto haben wirst. Auch wenn es in deinem Unternehmen nicht üblich ist, Überstunden zu entlohnen, kann dein Stundenlohn dir nützlich sein. Leistest du stetig mehr als vertraglich vereinbart, kannst du deine Überstunden dokumentieren und im Personalgespräch den entgangenen Stundenlohn möglicherweise als schlagkräftiges Argument nutzen, um andere Benefits auszuhandeln.

Arbeitszeitanpassung.

Du überlegst, deine vertragliche Stundenzahl zu ändern, von Vollzeit auf Teilzeit zu gehen oder umgekehrt. Mit deinem Stundenlohn kannst du genau ausrechnen, welchen Unterschied das auf deinem Konto macht.

Arbeitsrechtsansprüche.

Die Berechnung des Stundenlohns kann auch wichtig sein, um sicherzustellen, dass du gemäß den geltenden Arbeitsgesetzen und Tarifverträgen angemessen bezahlt wirst. So liegt beispielsweise der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland seit Oktober 2022 bei 12 Euro. Eine Monatsbruttosumme klingt zunächst groß – teilst du sie aber durch deine monatlichen Arbeitsstunden und landest bei unter 12 Euro, weißt du, dass es Zeit ist zu (ver)handeln.

Stundenlohn – brutto oder netto? Von Stundenlohn wird immer brutto gesprochen, also vor Abzug deiner Steuer und Sozialabgaben, denn die variiert je nach Steuerklasse und Lebenssituation.

Stundenlohn berechnen – wie geht das?

Eigentlich logisch, denkst du jetzt, einfach das Monatsgehalt durch die im Monat gearbeiteten Stunden teilen. Richtig. Nur arbeitest du nicht jeden Monat gleich viele Stunden. Dazu kommt, dass außer dem Februar jeder Monat länger als vier Wochen ist. Wer also mal schnell im Kopf überschlagen will: Vier Wochen mal 40 Stunden ist gleich eine Monatsarbeitszeit von 160 Stunden, liegt falsch. Personaler:innen veranschlagen bei einer 40-Stunden-Woche eine Monatsarbeitszeit von 173,3 Stunden, denn sie rechnen mit Quartalen. Ein Quartal hat 13 Wochen und bietet einen Durchschnittswert.

Wochenstunden x 13 Wochen : 3 Monate = Monatsarbeitszeit

40 Stunden x 13 Wochen : 3 Monate ergibt 173,3 Stunden – deine durchschnittliche Monatsarbeitszeit bei einer Vollzeitstelle. Multipliziere also zuerst deine Wochenstundenzahl mit 13 und teile die Summe durch drei. Dann kennst du deine durchschnittliche Monatsarbeitszeit und kannst dein Monatsgehalt durch diese Zahl teilen.

Andersherum geht's auch:
3 x Monatslohn : 13 Wochen = Wochenlohn : wöchentliche Arbeitsstunden = Stundenlohn

Beispiel: Wer monatlich 2.900 Euro brutto verdient und 40 Stunden pro Woche arbeitet, erhält einen Stundenlohn von 16,73 Euro brutto.

3 x 2.900 = 8.700 : 13 = 669,23 Wochenlohn : 40 Stunden = 16,73

Der durchschnittliche Stundenlohn in Deutschland wird alljährlich vom Statistischen Bundesamt ermittelt und veröffentlicht. Beschäftigte verdienten in Deutschland im April 2022 durchschnittlich 22,65 Euro. Dabei unterscheidet sich das Lohnniveau in den neuen Bundesländern mit 19,08 Euro um 4,14 Euro deutlich vom Durchschnittsverdienst in den alten Ländern mit 23,22 Euro. Betrachtet wurden alle sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ohne Auszubildende. Deshalb sagt diese Zahl auch über deinen persönlichen Stundenlohn nicht viel aus, aber wenn du es genau wissen willst, kannst du den eigenen Beruf und weitere Daten in den Gehaltsvergleich eingeben und dir ein sehr spezifisches Durchschnittsgehalt anzeigen lassen.

Mit Weiterbildung zum besseren Stundenlohn.

Du hast nachgerechnet und hältst deinen derzeitigen Stundenlohn für zu niedrig? Für ein Gespräch mit der Personalabteilung brauchst du gute Argumente und das Timing sollte stimmen. Expert:innen empfehlen, nur alle 18 - 24 Monate um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Nicht jede Arbeitgeber:in lässt sich bereitwillig auf eine Lohnerhöhung ein, aber du kannst stattdessen andere Sonderleistungen aushandeln: Beispiele sind Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Bonuszahlungen, geldwerte Vorteile, Firmenwagen, Diensthandy oder betriebliche Altersvorsorge.

Langfristig sinnvoll kann es für dich sein, dir eine Weiterbildung von deiner Arbeitgeber:in finanzieren zu lassen. Davon profitiert dein Unternehmen schließlich auch und es kann sogar öffentliche Förderung dafür beantragen. Der beste Effekt für dich wird immer wieder in Erhebungen bewiesen: Je höher der Bildungsstand, desto besser wird auch der Stundenlohn.