Bildung und Förderung

Mit geförderten Weiterbildungen Arbeitsplätze sichern.


Ein Mann in Jeanshemd hält ein Tablet in der Hand und steht in einem Raum mit mehreren Personen im Hintergrund.

Laut der Agentur für Arbeit haben rund 16 % der Arbeitnehmenden in Deutschland keine abgeschlossene Berufsausbildung und befürchten aufgrund von mangelnden Qualifikationen den Jobverlust in der sich rasant wandelnden Arbeitswelt. Viele Beschäftigte haben Schwierigkeiten, mit den neuen Anforderungen, die der digitale Wandel mit sich gebracht hat, Schritt zu halten.

Wir sprachen mit Michael Loef, Berater in der Qualifizierungsoffensive der WBS TRAINING, und Dr. Christoph Kahlenberg, Akademieleiter bei randstad, einem der führenden deutschen Personaldienstleister, über die Auswirkungen und Herausforderung der Digitalisierung auf die aktuelle Arbeitswelt und wie Unternehmen mithilfe von geförderter Personalentwicklung ihre Angestellten vor der Arbeitslosigkeit bewahren können.

Interview mit Michael Loef, Mitarbeiter der WBS GRUPPE und Dr. Christoph Kahlenberg, Leiter der randstad Akademie.

Michael, du unterstützt Unternehmen dabei, ihre Beschäftigten, mithilfe des Qualifizierungschancengesetz (QCG), gefördert weiterzubilden. Kannst du uns das Konzept der Beschäftigtenförderung und das QCG kurz erklären?

Michael: Die Grundidee von Beschäftigtenförderung ist, dafür zu sorgen, dass Beschäftigte, denen bestimmte Qualifikationen fehlen, eine Bildungsmaßnahme von ihren Arbeitgeber:innen angeboten bekommen und sie nicht entlassen werden. Dafür erhalten die Unternehmen diverse Förderungen von den Arbeitsagenturen.

Das Qualifizierungschancengesetz bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Beschäftigten mit umfangreichen Förderungen der Agentur für Arbeit weiterzuentwickeln. Es ist Teil der „Qualifizierungsoffensive“ der Bundesregierung. Insbesondere vor dem Hintergrund einer immer digitaler und automatisierter werdenden Arbeitswelt und dem Wegfall traditioneller Jobs sollten Unternehmen sich zu den umfassenden Möglichkeiten einer Förderung ihrer Mitarbeitenden beraten lassen.

Christoph, du kümmerst dich um den Bereich Fort- und Weiterbildung eurer Zeitarbeitskräfte. Was glaubst du, ist der Grund warum rund 16 % der Arbeitnehmenden in Deutschland keine abgeschlossene Berufsausbildung haben?

Christoph: Um diese Frage zu beantworten, müssen wir auch einen Blick auf das deutsche Bildungssystem werfen, denn die Arbeitgeber:innen können ja nur die Arbeitskräfte annehmen, die der Arbeitsmarkt zur Verfügung stellt. Leider verlassen immer noch viel zu viele Menschen in Deutschland die Schule ohne Abschluss und beginnen erst gar keine Ausbildung.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Häufig sind es private Umstände, die es Menschen erschweren, einen Berufsabschluss zu erwerben. Auch haben viele Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung einen Migrationshintergrund und häufig fehlt es ganz trivial an der Bereitschaft und dem Willen, eine Ausbildung oder andere Bildungsmaßnahmen zu machen.

Michael, welche Produkte und Leistungen bietet WBS TRAINING im Rahmen der geförderten Personalentwicklung an?

Michael: Die geförderte Personalentwicklung oder auch Beschäftigtenförderung ruht auf 2 Säulen: die abschlussorientierten Qualifizierungen und die Anpassungsqualifizierungen.

Die abschlussorientierten Qualifizierungen richten sich an Menschen, die in Teilen oder vollständig einen Berufsabschluss erwerben möchten. Für den schrittweisen Weg zu einem Berufsabschluss wurden die Teilqualifizierungen (TQ) entwickelt. Wir bieten anspruchsvolle Teilqualifizierungen an, wie die Ausbildung zur Mechatroniker:in oder Fachinformatiker:in, bei denen ein gewisses mathematisches und technisches Verständnis vorausgesetzt ist. Zusätzlich bieten wir Teilqualifizierungen an, die keinerlei Vorkenntnisse benötigen, wie die Ausbildung zur Fachlagerist:in.

Die Teilqualifizierungen werden weitreichend gefördert: 100 % Förderung bei den Kurskosten sind garantiert und häufig werden auch bis zu 100 % der Arbeitgeber-Brutto-Gehaltskosten gefördert. Die Förderung ist unabhängig von der Unternehmensgröße, deshalb sind Teilqualifikationen das Instrument der Wahl für große Unternehmen.

Die Anpassungsqualifizierungen bauen auf einem Berufsabschluss auf und vermitteln Spezialkenntnisse. Dort ist die Förderung abhängig von der Unternehmensgröße. Neben Kursen aus dem Bereich Wirtschaft und Digitalisierung sind hier besonders softwarespezifische Kurse wie SAP®, Lexware, DATEV, Office 365 und Qualifizierungen im Bereich der Automatisierungstechnik sehr beliebt.

Info: Teilqualifizierungen sind die Aufteilung einer Berufsausbildung in einzelne Teilabschnitte (TQ1, TQ2, etc.) bis hin zum formellen Berufsabschluss. Die einzelnen Module dauern 2 - 6 Monate, enthalten einen Praxisteil und schließen jeweils mit einer Kompetenzfeststellung ab. Voraussetzung ist immer, dass die Teilnehmer:innen bisher über keinen Berufsabschluss verfügen oder die Tätigkeit in dem erlernten Beruf mindestens vier Jahre zurückliegt.
Die Nachweise über die bestandenen Teilqualifizierungen können bei der IHK vorgelegt werden und erlauben den Teilnehmer:innen, die offizielle Abschlussprüfung abzulegen, um den vollständigen Berufsabschluss zu erwerben. Die Abschlussprüfung bei der IHK ist freiwillig und die Teilnehmer:innen erhalten bereits nach jeder erfolgreich absolvierten Teilqualifizierung einen formellen Qualifikationsnachweis, den sie bei zukünftigen Arbeitgeber:innen vorweisen können.

Geförderte Weiterbildungsangebote von Bildungsträgern wie WBS TRAINING sind enorm wichtig für unsere Branche.

Dr. Christoph Kahlenberg | Akademieleiter bei randstad

Michael, welche Erfolge konnte WBS TRAINING bei der geförderten Personalentwicklung schon erzielen?

Michael: Bei unserer ersten umgesetzten Verbundmaßnahme zur Qualifizierung von ungelernten Arbeitssuchenden, welche von der Bundesagentur für Arbeit unterstützt und gefördert wurde, haben wir 24 Teilnehmer:innen, die bei verschiedenen Personaldienstleistern zur Arbeitsvermittlung angestellt waren, für eine Teilqualifizierung zur Mechatroniker:in gewinnen können.

Über die Hälfte der Teilnehmer:innen haben nicht nur die erste, sondern auch die zweite Teilqualifizierung erfolgreich absolviert. Derzeit absolvieren die Teilnehmer:innen entweder noch weitere Qualifizierungen oder haben bereits einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Unter der Berücksichtigung, dass es sich bei der Gruppe um ungelernte Arbeitssuchende gehandelt hat, ist dies ein sehr großer Erfolg.

Christoph, du hast mit der randstad Akademie bei dieser Verbundmaßnahme mitgewirkt. Was waren die Herausforderungen?

Christoph: Die größte Herausforderung war definitiv die Suche nach geeigneten Kandidat:innen und dafür zu sorgen, dass diese auch über die gesamte Teilqualifizierung dabeibleiben, denn die Ausbildung zur Mechatroniker:in ist anspruchsvoll.

Viele Teilnehmer:innen kamen aus einer Langzeitarbeitslosigkeit, bei denen private Umstände es schwierig machen, kontinuierlich einer Arbeit nachzugehen. Dort für alle Themen offen und Ansprechpartner:in zu sein sowie die notwendige Betreuung und Unterstützung anzubieten, war operativ ebenfalls sehr herausfordernd. Nach Abschluss der ersten Teilqualifizierung war es schon viel einfacher, weil die Teilnehmer:innen gemerkt haben, dass es funktioniert und die Ausbildung ihnen sogar Spaß macht.

Michael und Christoph, geförderte Personalentwicklung ist ein sehr komplexes Thema. Was würdet ihr interessierten Unternehmen empfehlen?

Michael: Im ersten Schritt sollten sich die Unternehmen bereits einen konkreten Überblick darüber verschaffen, welche Mitarbeiter:innen welche Qualifikationen benötigen. Danach sollten sie Kontakt zu einem Bildungsträger und der Agentur für Arbeit aufnehmen, um die passenden Qualifizierungsangebote zu erhalten.

Christoph: Geförderte Personalentwicklung ist administrativ sehr aufwendig, da es sich immer um eine Individualförderung handelt, bei der jede einzelne Teilnehmer:in geprüft werden muss. Dafür haben viele Unternehmen keine Zeit und Kapazitäten, weshalb es umso wichtiger ist, dass wir uns im Rahmen von Verbundprojekten als starke Partner anbieten und die Unternehmen unterstützen, ihre Bildungsmaßnahmen umzusetzen.

Die Vergangenheit zeigt, dass geförderte Bildungsangebote funktionieren und man mit Grips und Kreativität immer eine Lösung findet.

Michael Loef | QCG-Berater bei WBS TRAINING

Die Interviewpartner stellen sich vor.

Portraitfoto von Michael Loef

Michael Loef

Ist seit 2020 in der QCG-Beratung der WBS GRUPPE tätig. Hier fokussiert er sich auf die Beratung von Unternehmen in der Umsetzung von geförderten Weiterbildungen für Beschäftigte. Teil dieser Aufgabe ist die Koordination verschiedener Verbundprojekte, bei denen sich Unternehmen zusammenschließen, um in Kooperation mit Agenturen für Arbeit geförderte Qualifizierungen für ihre Mitarbeiter:innen zu organisieren.

Portraitfoto Dr. Christoph Kahlenberg

Dr. Christoph Kahlenberg

Ist seit 8 Jahren Leiter der ‚randstad Akademie‘, die sich um den Bereich der Fort- und Weiterbildung für die bei randstad beschäftigten Zeitarbeitskräfte und weitere Arbeitsmarkt-Themen wie Integrationsprojekte kümmert. Außerdem nimmt auch er bei Verbundprojekten zur Organisation von geförderten Qualifizierungen teil. Randstad ist einer der führenden deutschen Personaldienstleister.